Unschätzbare Freundin

2013 | Liebesbrief für zwischendurch

Ihr Brief ist zu schön, als daß ich ihm antworten könte. Mit Küsßen, mit Thränen der Entzückung mit gleich edeln Gesinnungen möchte ich Ihnen lieber antwohrten. Wie zärtlich dankte ich der Vorsehnung für Sie! Was für ein himlisches Herz ist das Ihrige. O glauben Sie, geliebteste Freundin, daß Sie nicht mehr geliebt werden könen, als ich Sie lieben werde. Ich bin fähig, den unendlichen Werth Ihrer Seele zu kennen und zu lieben, und ich bin stolz darauf, Ich freue mich mit einer süßen Ungeduld auf unser Wiedersehn. Wie himlisch sollen die Stunden seyn, die wir da verleben wollen!

Die Ode, die ich Ihnen schicke, drückt etwas von der großen Empfindung aus, die mir Ihr letztes Schreiben erweckte. Warum bin ich doch kein so schöner Geist als Herr Klopstock! Ich würde gleich auf Ihr liebes Schreiben geantwohrtet haben, wenn ich Ihnen nicht zugleich meinen „Frühling“ hätte übersenden wollen. Ich weiß nicht, ob Sie schon eine deutsche Poesie mit lateinischen Buchstaben gelesen haben.

Weil ich in beiden Gedichten mit Ihnen, himlische Freundin, rede und Ihnen das sage, was immer meine Gedanken beschäftigt, so will ich hier schließen. Ich umarme Sie auf das Zärtlichste, meine liebenswürdige Sophie, leben Sie vergnügt, und lieben Sie mich. Ja, göttliche Freundinn, wir wollen uns ewig lieben und gewiß, wir werden noch ein Beispiel von Glückseligkeit werden…

Christoph Martin Wieland an Sophie von Gutermann

Ähnliche Briefe

Zwischen zwei Atemzügen

Du, ich weiß, du bist irgendwo da draußen – im Alltag, in Gedanken, vielleicht gerade mit etwas beschäftigt, das dich fordert. Aber ich wollte dir sagen: Ich bin hier. Und ich denke an dich. Nicht lang. Nicht dramatisch. Nur still. Manchmal reicht schon ein Geruch,...

Weil ich an dich denke, ohne Grund

Meine Liebe, es ist ein gewöhnlicher Tag. Vielleicht regnet es gerade, vielleicht scheint irgendwo zwischen den Stunden ein müder Sonnenstrahl – ich weiß es nicht. Aber ich weiß: Ich denke an dich. Nicht, weil etwas passiert ist. Sondern weil du einfach in mir lebst,...

Einfach so, weil du bist

Mein Lieber, heute ist nichts Besonderes. Kein Jubiläum, kein Geburtstag, kein Feiertag. Und vielleicht ist genau das der schönste Grund, dir zu schreiben. Ich sitze hier, irgendwo zwischen Alltag und Gedanken – und plötzlich warst du da. Nicht mit Geräusch, nicht mit...

Zwischen zwei Atemzügen

Manchmal denke ich, ich liebe dich nicht „mehr“ – ich liebe dich anders. Tiefer vielleicht. Nicht lauter, nicht größer, aber wie ein Flüstern, das durch meine Tage zieht. Du bist nicht mehr nur das Prickeln auf der Haut, sondern das, was meine Gedanken durchzieht,...

Mein Herz zwischen den Zeilen

Ich habe heute lange überlegt, ob ich dir schreiben soll. Nicht, weil ich nichts zu sagen hätte – sondern weil es so viel ist, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll. Und dann dachte ich: Vielleicht ist genau das Liebe. Dieses unaussprechliche Mehr, das sich nicht...

Die Sprache deiner Nähe

Ich habe versucht, mich abzulenken. Musik aufgelegt, die Fenster geöffnet, Listen geschrieben. Und doch warst du in allem. In der leeren Kaffeetasse, im leichten Zittern meiner Finger, in der Art, wie der Staub im Sonnenlicht tanzt – als würde die Welt mich daran...