Meine geliebte Freundin

2012 | Liebesbrief für zwischendurch

Meine geliebte Freundin!

Ich und mein Herz legen uns in Ihre Hände und bitten, uns Eurer Huld zu empfehlen und Eure Zuneigung für uns durch Trennung nicht kühler werden zu lassen. Denn es wäre allzu grausam, die Pein zu vermehren, die das Fernsein allein schon verursacht, und heftiger, als ich es je hätte ahnen können. Dies bringt mir einen Satz aus der Astronomie in Erinnerung, welcher lautet: „Je ferner die Mohren von uns sind, desto ferner ist auch die Sonne, doch darum nur noch sengender“; so ist es auch mit unserer Liebe – zwar sind wir ferne voneinander, doch bewahrt sie all ihre Glut, wenigstens auf meiner Seite. Ich erhoffe ein Gleiches von Euch und versichere Euch, die Beschwerlichkeit der Trennung ist für mich schon gar zu qualvoll geworden; und denke ich daran, wie lange ich sie unumgänglich noch werde erdulden müssen, so wollte sie mich unerträglich dünken, hätte ich nicht feste Hoffnung auf die Unwandelbarkeit der Herzensneigung, die Ihr für mich hegt. Um mich nun zuweilen in Euer Gedenken zurückzurufen, und da ich einsehe, dass ich jetzt nicht selbst bei Euch sein kann, so sende ich Euch etwas, was mir am nächsten kommt, nämlich mein Bild, in einem Armreif gefasst, mit der ganze Devise, die Ihr bereits kennt – ich möchte mich selbst an seinem Platz wünschen, wolltet Ihr es mir gestatten: So nehmt dieses denn von der Hand Eures treuen Dieners und Freundes.

König Heinrich VIII. von England an Anna Boleyn | ca. 1530

Ähnliche Briefe

Zwischen zwei Atemzügen

Manchmal denke ich, ich liebe dich nicht „mehr“ – ich liebe dich anders. Tiefer vielleicht. Nicht lauter, nicht größer, aber wie ein Flüstern, das durch meine Tage zieht. Du bist nicht mehr nur das Prickeln auf der Haut, sondern das, was meine Gedanken durchzieht,...

Mein Herz zwischen den Zeilen

Ich habe heute lange überlegt, ob ich dir schreiben soll. Nicht, weil ich nichts zu sagen hätte – sondern weil es so viel ist, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll. Und dann dachte ich: Vielleicht ist genau das Liebe. Dieses unaussprechliche Mehr, das sich nicht...

Die Sprache deiner Nähe

Ich habe versucht, mich abzulenken. Musik aufgelegt, die Fenster geöffnet, Listen geschrieben. Und doch warst du in allem. In der leeren Kaffeetasse, im leichten Zittern meiner Finger, in der Art, wie der Staub im Sonnenlicht tanzt – als würde die Welt mich daran...

Und dann bist du da

Du, es gibt Tage, da läuft alles einfach vor sich hin. Alles ist okay, nichts sticht hervor. Und dann – plötzlich – denke ich an dich. Nicht, weil etwas passiert. Sondern weil du einfach da bist, wie ein vertrauter Gedanke, der mein Herz wärmt. Ich merke, wie ich...

Du bist mein Atem zwischen den Momenten

Meine Liebe, dieser Tag ist so gewöhnlich, dass er fast spurlos vergehen könnte – wäre da nicht das eine Gefühl, das mich immer wieder innehalten lässt: Du. Manchmal, inmitten all der kleinen Pflichten, in der Unruhe des Alltags, spüre ich plötzlich deine Nähe wie ein...

Einfach, weil du bist

Mein Lieber, es ist keiner dieser besonderen Tage. Kein Jubiläum, kein Geburtstag, kein Anlass, den man rot im Kalender markiert. Und doch – oder gerade deshalb – schreibe ich dir. Einfach, weil du bist. Weißt du, manchmal sitze ich da, ganz still, und denke darüber...