Mein geliebter Mensch

2012 | Liebesbrief für zwischendurch

Mein geliebter Mensch!

Du wirst dir die Freude vorstellen können, die ich bei dem Durchlesen deines Briefes empfand – die Wehmut, in die ich zerschmolz, als du mich so freundlich, so süß, zu liebend anredest – nie habe ich mich mehr gesehnt, an deiner gesegneten Brust zu ruhen, als in dem Augenblick – wie ist es doch möglich, dass wir jemals harte Worte miteinander wechseln konnten, bei so viel Liebe! Guter himmlischer Mensch, ich fühle, dass ich nur mit dir ein Ganzes ausmache und dass deine Stärke dazugehört, um mich im Gewirr des Lebens aufrecht zu halten, von dem ich seit deiner Abwesenheit so viel empfunden habe, dass ich jeden Augenblick segne, wo ich ein wenig ruhen und mich einsam niedersetzen kann.

Lange habe ich auf deinen Brief gewartet, zuletzt täglich auf die Post geschickt – er ist vom Donnerstag und ich erhielt ihn erst am Sonntag – ich geriet in Angst, endlich glaubte ich am Sonnabend bestimmt, du würdest zurückkehren, und die Ordnung in deiner Stube wurde im Ganzen eiligst hergestellt, so dass du um 7 Uhr durch weniges gestört worden wärest. Nun wusste ich nicht, was ich denken sollte. Gott sei gelobt, dass ich den Tag darauf erlöst wurde. Dass du nicht ein Wort vom Tage deiner Wiederkunft sagst, ist mir unbegreiflich. Ich bitte dich bei der Güte deines Herzens, dass du mir es ankündigst, damit ich meinem süßen Menschen gleich mit allen Bequemlichkeiten entgegenkommen kann, die ihm sein Haus wieder zum Liebsten machen können. Die 14 Tage werden bald abgelaufen sein, und du wirst doch nicht länger ausbleiben? …

Emanuel sah ich oft, Otto einige Male. Der gute Otto schickte mir am 1. Juni eine Torte, Emanuel Blumen, und Amöne gab mir ein kleines Fest im Donopschen Garten. Am Morgen kamen alle Bekannten zu mir – aber ich nahm wegen des Rumors im Hause niemand an. Gestern am Sonntag bat ich die Bobeneck, Seebeck, Amöne im Spaziergang, die ich mir seit deiner Abreise erlaubt habe.
Briefe kommen weniger als jeh, ich erhielt einen aus Berlin und einen aus Altenburg. Du hast bloß ein Buch geschickt bekommen aus Jena von einem gewissen Luden über Staatswirtschaft und Politik, das du rezensieren sollst. Den Brief halte ich nicht des Schickens wert.

Deine Befehle des nicht Antastens deiner Sachen befolge ich pünktlich, und ich glaube, du wirst nichts vermissen, denn ich selbst habe alle Papiere abgestaubt und geordnet.
Mittwochs

…Komme bald, mein bester guter Mann, meine Puppe, mein Leben – mein treustes gutes Herz in die Arme deiner Caroline

Caroline von Feuchtersleben an Jean Paul | 1811

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