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Mein Jettchen

Mein Jettchen, mein Herzchen, mein Liebes, mein Täubchen, mein Leben, mein liebes, süßes Leben, mein Lebenslicht, mein Alles, mein Hab und Gut, meine Schlösser, Äcker, Wiesen und Weinberge, o Sonne meines Lebens, Sonne, Mond und Sterne, Himmel und Erde, meine Vergangenheit und Zukunft, meine Braut, mein Mädchen, meine liebe Freundin, mein Innerstes, mein Herzblut, meine Eingeweide, mein Augenstern, o Liebste, wie nenne ich dich? Mein Goldkind, meine Perle, mein Edelstein, meine Krone, meine Königin und Kaiserin. Du Liebling meines Herzens, mein Höchstes und Teuerstes, mein Alles und Jedes, mein Weib, meine Hochzeit, die Taufe meiner Kinder, mein Trauerspiel, mein Nachruhm. Ach, du bist mein zweites besseres Ich, meine Tugenden, meine Verdienste, meine Hoffnung, die Vergebung meiner Sünden, meine Zukunft und Seligkeit, oh, Himmelstöchterchen, mein Gotteskind, meine Fürsprecherin und Fürbitterin, mein Schutzengel, mein Cherubim und Seraph, wie lieb´ ich dich!

Heinrich von Kleist an Adolfine Henriette Vogel | 1810

Du Lieber

Du Lieber, teile mir alles mit; du kannst mir alles sagen, und wie stolz, wie zufrieden macht es mich! Du gabst mir Festigkeit! Kurz, wir tun uns gut. (Wie sonderbar, wie schneidend und schmerzend war unser Umgang am Anfang!) Wie verlassen, ja wie ausgelacht komme ich mir ohne dich vor. Mit dir, neben dir, hatte ich zu allem Mut; du lehrtest mich ausführen, was ich für gut halte; du lehrtest mich, was ich wohl in der Welt hätte haben können: du bist der Einzige in der Welt, der mich je lieb hatte, der mich behandelt wie ich andere. Ja, ich bekenne es dir gerne mit dem ganzen Drang der Erkenntlichkeit; von dir lernte ich geliebt sein, und du hast Neues in mir geschaffen…

Ich liebe dich überaus zärtlich wieder, du hast es hundert Mal gesehen; ich könnte mein Leben mit dir zubringen; es ist mein sehnlicher, ernster, jetzt einziger Wunsch; ich weihte es dir in Freude und der größten Befriedigung, ich erkenne deinen ganzen Wert, und nicht ein Pünktchen deines Seins und deiner Liebenswürdigkeit entgeht mir. Ich bin dir treu aus Lust, Liebe und der gelassensten Wahl. Ich habe keine Forderung über dich. Ich bin dein Freund, wie es ein Mann sein könnte. Du bist durch mich in nichts gebunden, ich möchte dir mit meinem Blute dienen. Und ist es nicht natürlich, dass ich endlich – und es geschieht deutlich nur durch dich – erkannt sein will: ich würde ja in dir lieben, jedes Erkennen, und tue es auch. Ich habe genug allein, und Schatten von meinem Feuer koloriert, geliebt; endlich umfang´ ich dich, du lebst und bist du! Denke aber nicht, dass ich dich ganz ohne Unruhe liebe. Dein Besitz ist mir nötig in jedem Sinne. Aber wo Befriedigung war, da würde sie mir ewig Nahrung bleiben. „Ich habe es besessen, das Lebensglück.“ Kindische Menschen chauffieren sich noch nach diesem Besitze. Hat der Himmel eine Zeit ausgesetzt? Ein Schmachten nach diesem Glück trage ich im Herzen; aber so lang ich lebe, bleiben Pfeile, Leiden und Schmerzen nur die Antwort, die Nahrung, und soll ich nie mehr etwas haben, so denk` ich an unseren Sommer und dich!

Rahel Levin an Karl August Varnhagen von Ense | 1808

Mein geliebter Mensch

Mein geliebter Mensch!

Du wirst dir die Freude vorstellen können, die ich bei dem Durchlesen deines Briefes empfand – die Wehmut, in die ich zerschmolz, als du mich so freundlich, so süß, zu liebend anredest – nie habe ich mich mehr gesehnt, an deiner gesegneten Brust zu ruhen, als in dem Augenblick – wie ist es doch möglich, dass wir jemals harte Worte miteinander wechseln konnten, bei so viel Liebe! Guter himmlischer Mensch, ich fühle, dass ich nur mit dir ein Ganzes ausmache und dass deine Stärke dazugehört, um mich im Gewirr des Lebens aufrecht zu halten, von dem ich seit deiner Abwesenheit so viel empfunden habe, dass ich jeden Augenblick segne, wo ich ein wenig ruhen und mich einsam niedersetzen kann.

Lange habe ich auf deinen Brief gewartet, zuletzt täglich auf die Post geschickt – er ist vom Donnerstag und ich erhielt ihn erst am Sonntag – ich geriet in Angst, endlich glaubte ich am Sonnabend bestimmt, du würdest zurückkehren, und die Ordnung in deiner Stube wurde im Ganzen eiligst hergestellt, so dass du um 7 Uhr durch weniges gestört worden wärest. Nun wusste ich nicht, was ich denken sollte. Gott sei gelobt, dass ich den Tag darauf erlöst wurde. Dass du nicht ein Wort vom Tage deiner Wiederkunft sagst, ist mir unbegreiflich. Ich bitte dich bei der Güte deines Herzens, dass du mir es ankündigst, damit ich meinem süßen Menschen gleich mit allen Bequemlichkeiten entgegenkommen kann, die ihm sein Haus wieder zum Liebsten machen können. Die 14 Tage werden bald abgelaufen sein, und du wirst doch nicht länger ausbleiben? …

Emanuel sah ich oft, Otto einige Male. Der gute Otto schickte mir am 1. Juni eine Torte, Emanuel Blumen, und Amöne gab mir ein kleines Fest im Donopschen Garten. Am Morgen kamen alle Bekannten zu mir – aber ich nahm wegen des Rumors im Hause niemand an. Gestern am Sonntag bat ich die Bobeneck, Seebeck, Amöne im Spaziergang, die ich mir seit deiner Abreise erlaubt habe.
Briefe kommen weniger als jeh, ich erhielt einen aus Berlin und einen aus Altenburg. Du hast bloß ein Buch geschickt bekommen aus Jena von einem gewissen Luden über Staatswirtschaft und Politik, das du rezensieren sollst. Den Brief halte ich nicht des Schickens wert.

Deine Befehle des nicht Antastens deiner Sachen befolge ich pünktlich, und ich glaube, du wirst nichts vermissen, denn ich selbst habe alle Papiere abgestaubt und geordnet.
Mittwochs

…Komme bald, mein bester guter Mann, meine Puppe, mein Leben – mein treustes gutes Herz in die Arme deiner Caroline

Caroline von Feuchtersleben an Jean Paul | 1811

Erhabenster

Erhabenster und durchlauchtigster Herr Commendatore usw. Ich bin nicht so zaghaft, daß mir der Mut fehlte, Euer Durchlaucht gegenüber etwas Anmaßung zu zeigen. Ich weiß, Ihr werdet euch darüber wundern, aber sei es wie es wolle! Ich bin Eure Dienerin, ja sogar Eure Magd und werde es sein, selbst wenn Ihr mich nicht würdigt, mich als solche anzunehmen. Damit Ihr nun über all mein Tun und Treiben unterrichtet seid, will ich lieber durch mein Schreiben den Vorwurf der Dreistigkeit auf mich laden, als durch Nichtschreiben den der Saumseligkeit.

Nun hört, erhabenster Herr, ob ich Euer Durchlaucht geliebt habe und liebe, ja sogar verehre. Ich habe von dem schrecklichen Unfalle Eurer Durchlaucht gehört und wollte den Versuch machen, Gott für Euch zu bitten; aber da lagen mir gewisse zudringliche Menschen, die schlimmer waren als Spanier, Tag und Nacht in den Ohren, um mich … na, Ihr wißt schon was – beinahe hätte ich es gesagt, aber aus Ehrerbietung schweige ich davon – so daß ich nicht den kleinsten Augenblick übrig hatte, um an Euer Durchlaucht zu denken, so sehr war ich in Anspruch genommen … das Nähere sage ich Euch ein andermal. Dennoch nahte, als Gott wollte, jene Woche, in der Christus aus Liebe zu uns und zu unserer Erlösung in den Tod gehen wollte. Daher nahm ich mir vor, mich ganz meinem Seelenheil zu widmen, und ließ allen meinen Freunden sagen, ich hätte … ; sie müßten sich also bis auf weiteres gedulden …

So beichtete ich nun , halb und halb zerknirscht, bei unserem Prediger von St. Augustino; ich sage: unserm, denn all wir H…; soviel wir unser in Rom sind, gehen in seine Predigten. Da er nun eine so ansehnliche Zuhörerschaft um sich versammelt sah, richtete er sein einziges Augenmerk darauf, uns zu bekehren. Ach, eine harte Aufgabe! Meinetwegen hätte er hundert Jahre lang schwatzen können! Dennoch ist es ihm gelungen, die Gambiera zur Nonne zu machen; sie nennt sich jetzt Schwester Sophia, sie, die sich einst … rate, was ich gesagt habe! Auch die Tadea scheint ihm ins Garn gehen zu wollen, und ich hätte es vielleicht auch getan, aber ich mußte immer daran denken, daß ich dadurch meine Freiheit einbüßen würde, und so überlegte ich es mir noch. Ich beichtete also wie gesagt, dem Prediger und gab ihm zwei Dukaten, d. h. von Gold, was mir jetzt in der Seele weh tut; denn der wird sie verprassen, und wenn ich sie wiederum verdienen will … na, Euer Durchlaucht wissen schon. Doch wie Gott will; es ist nun einmal geschehen. An demselben Tage, da ich beichtete, beichteten auch die Gambiera und die Tadea, und zwar alle bei demselben Prediger. Euer Durchlaucht können sich denken, was er da für eine Menge netter Dinge in einem Zuge zu hören bekam. Was meinen wohl Euer Durchlaucht, wie mochte es um sein Gewissen stehen? … Ich fürchtete beinahe, er würde mich anfahren, aber er war sehr zurückhaltend. Nach Ablegung meiner Beichte widmete ich mich sofort dem heiligen Geiste und begann Gott für Euer Durchlaucht zu bitten, er möge mich, obgleich in eine Sünderin und H. … bin, mit Hintansetzung aller anderen Gnaden, der Rettung Euer Durchlaucht für würdig erachten und mich Euch so wiedersehen lassen, wie Ihr vordem gewesen seid; dabei tat ich ein Gelübde, falls er mir diese Bitte gewährte, Santa Maria di Loreto zu besuchen. So habe ich mir vorgenommen zu reisen, und falls ich nicht fürchten müßte, Euer Durchlaucht lästig zu fallen, würde ich mich nach Erfüllung des Gelübdes nach Ancona begeben, um Euer Durchlaucht den Fuß zu küssen. Acht Tage, gnädigster Herr, habe ich in Andachtsübungen zugebracht, ohne zu sündigen, und dies ist mir nicht einmal allzu schwer gefallen.

Beatrice aus Ferrara an Lorenzo de´Medici

Meine teuerste Freundin

Meine teuerste Freundin!

Sie erhalten hier eine Dedikation von mir an Sie, wobei ich nur wünschte, das Werk sei größer und Ihrer würdiger. Man plagte mich hier um die Herausgabe dieses Werkchens, und ich benützte die Gelegenheit, um Ihnen, meine verehrungswürdige Eleonore, einen Beweis meiner Hochachtung und Freundschaft gegen Sie und eines immerwährenden Andenkens an ihr Haus zu geben. Nehmen Sie diese Kleinigkeit hin und denken Sie dabei, sie kommt von einem Sie sehr verehrenden Freunde. Oh, wenn Sie Ihnen nur Vergnügen macht, so sind meine Wünsche ganz befriedigt. Es sei eine kleine Wiedererweckung jener Zeit, wo ich so viele und so selige Stunden in Ihrem Hause zubrachte; vielleicht erhält es mich im Andenken bei Ihnen, bis ich einst wiederkomme, was nun freilich so bald nicht sein wird. Oh, wie wollen wir uns dann, meine liebe Freundin, freuen; Sie werden dann einen fröhlicheren Menschen an ihrem Freunde finden, dem die Zeit und sein besseres Schicksal die Furchen seines vorhergegangenen widerwärtigen ausgeglichen hat.

Zum Schlusse meines Briefes wage ich noch eine Bitte: sie ist, dass ich wieder gern so glücklich sein möchte, eine von Hasenhaaren gestrickte Weste von Ihrer Hand, meine liebe Freundin, zu besitzen. Verzeihen Sie die unbescheidene Bitte Ihrem Freunde. Sie entsteht aus großer Vorliebe für alles, was von Ihren Händen ist, und heimlich kann ich Ihnen wohl sagen, eine kleine Eitelkeit liegt dabei zugrunde, nämlich, um sagen zu können, dass ich etwas von einem der besten, verehrungswürdigsten Mädchen in Bonn besitze. Ich habe zwar noch die erste, womit Sie so gütig waren, in Bonn mich zu beschenken, aber sie ist durch die Mode so unmodisch geworden, dass ich sie als etwas von Ihnen mir sehr teures im Kleiderschrank aufbewahren kann. Vieles Vergnügen würden Sie mir machen, wenn Sie mich bald mit einem lieben Briefe erfreuten. Sollten Ihnen meine Briefe Vergnügen verursachen, so verspreche ich Ihnen gewiss soviel wie möglich ist, hierin willig zu sein, so wie mir alles willkommen ist, wobei ich Ihnen zeigen kann, wie sehr ich bin

Ihr Sie verehrender, wahrer Freund

Ludwig van Beethoven

Gnade und Friede

Gnade und Friede in Christo. Du magst dieweile sondere Pferde miethen zu Deiner Nothdurft, liebe Käthe, denn mein gnädiger Herr wird Deine Pferde behalten und mit dem M. Philipp heimschicken. Denn ich selber gestern von Schmalkalden aufgebrochen auf meines gnädigen Herrn eigenen Wagen daher fuhr. Ist die Ursache, ich bin nicht über drei Tage allhie gesund gewest, und ist bis auf diese Nacht vom ersten Sonntag an kein Tröpflin Wasser von mir kommen, habe nie geruget noch geschlafen, kein Trinken und Essen behalten mögen. Summa, ich bin todt gewest, und hab Dich mit dem Kindlein Gott befohlen und meinem gnädigen Herrn, als würde ich Euch in dieser Sterblichkeit nicht mehr sehen; hat mich Euer sehr erbarmet, aber ich hatte mich dem Grabe beschieden. Nu hat man so hart gebetet für mich zu Gott, daß vieler Leute Thränen vermöcht haben, daß mir Gott diese Nacht den Blasengang hat geöffnet, und in zwo Stunden wohl ein Stübigen von mir gegangen ist, und mich dünket, ich sei wieder von Neuen geboren.

Darumb danke Gott, und laß die lieben Kindlin mit Muhmen Lernen dem rechten Vater danken; denn ihr hättet diesen Vater gewißlich verloren. Der fromme Fürst hat lassen laufen, reiten, holen und mit allem Vermögen sein Höhestes versucht, ob mir möchte geholfen werden; aber es hat nicht sollt sein. Deine Kunst hilft mich auch nicht mit dem Mist. Gott hat Wunder an mir gethan diese Nacht und thut’s noch durch fromme Leute Furbitt. Solches schreib ich Dir darumb, denn ich halte, daß mein gnädigster Herr habe dem Landvogt befohlen, Dich mir entgegen zu schicken, da ich ja unterwegs stürbe, daß Du zuvor mit mir reden oder sehen möchtest; welchs nu nicht noth ist, und magst wohl daheim bleiben, weil mir Gott so reichlich geholfen hat, daß ich mich versehe fröhlich zu Dir zu kommen. Heut liegen wir zu Gotha. Ich habe sonst viermal geschrieben, wundert mich, daß nichts zu Euch kommen ist.

Dienstag nach Reminiscere, 1537, Martinus Luther

 

Martin Luther an seine Frau Katharina Bora, 1537

 

Ich weiß dir nichts zu schreiben

Ich weiß dir nichts zu schreiben, weil M. Philipps sampt den Andern selbst heim kommen. Ich muß länger hie bleiben umb des frommen Fürsten willen. Du magst denken, wie lange ich hie bleiben werde, oder wie du mich los machst. Ich halt, M. Franciscus wird mich wieder los machen, wie ich ihn los gemacht habe, doch nicht so balde. Gestern hatt ich einen bosen Trunk gefasset: da mußt ich singen. Trink ich nicht wohl, das ist mir leid, und thäts so rechte gerne, und gedacht, wie gut Wein und Bier hab ich daheime, dazu eine schone Frauen oder (sollt ich sagen) Herren. Und du thätest wohl, daß du mir herüberschickest den ganzen Keller voll meins Weins und ein Pfloschen deines Bieres so erst du kannst. Sunst komme ich für dem neuen Bier nicht wieder.

Hiermit Gott befohlen sampt unsern Jungern und allem Gesinde, Amen.

Dein Liebchen Mart. Luther, D.

 

Martin Luther an seine Frau Katharina Bora, 1534

 

Aus deinem Brief

Aus deinem Brief muss ich den Schluss machen, dass du gegenwärtig wieder voll Ungeduld bist, mein Gott, was will, was soll denn noch aus uns werden, zwar sind wir Menschen, und ich kann dir´s nicht verdenken, wenn du oft mutlos bist, aber sage mir, was nützt es, wenn wir uns vollends zu Tode quälen, häufen wir nicht unsere Leiden noch mehr dadurch und versündigen uns an Gott und uns selbst; ich bitte dich deswegen um Gottes Willen, fasse Mut und sei noch ein wenig geduldig, Gott wird und muss uns endlich helfen. Auch bitte ich dich, verschone mich doch mit so bitteren Vorwürfen. Du weißt ja, dass ich´s nicht ertragen kann, sie sind mir ärger als der Tod. Niemand kann mehr darunter leiden, dass wir so getrennt leben müssen, als ich. Aber sage mir, wie kann oder soll ich es ändern, ich will dir gerne folgen; übrigens hast du Recht, dass mein Herz geteilt ist und dass ich suche, meine Pflichten sowohl gegen dich als auch gegen unsere Kinder zu erfüllen, und dies kann ich nicht lassen, solange ein Odem in mir ist. Ich dichte, bete und sorge mich fast zu Tod´, wie ich immer alles zu eurem Besten einrichten soll, aber was mir unmöglich ist, kann ich nicht ändern …

Ich bin ewig

deine getreue Schubartin.

 

Helene Schubart an ihren Mann Christian Friedrich Daniel Schubart | Stuttgart, 27. Januar 1787

O du

O du! Nur zwei Worte durch des Meules Tochter. Seit der Stunde deines Abschiedes bin ich nur Halbmensch – und vegetiere nur. Deinen unaussprechlichen Wert lernt´ ich aufs Neue mit Entzücken schätzen. Meine Liebe ist seitdem ein Sturm; möchte Bäume auswurzeln, Hügel wegblasen und hinstürmen zu dir – du Erste! – Aber nun ist´s wieder wüst und leer um mich – ein Chaos voll Nacht und ohne Liebe.

Meine Hoffnung, dich wiederzusehen, ist ein Strohhlam, der knickt, wann man sich anlehnt.
Doch Gott, der Liebe Urquell, wird auch uns helfen, die wir funkelnde Wasserstrahlen von diesem Quell sind.

Liebes Weib – ach, mit Entzücken nenne ich dich so – ich gestehe dir´s hiermit offen:
Meinethalben mag der Herzog mich einsperren und – wenn ich nur vor meinem Vaterlande mit Ehren bestanden bin – frikassieren und braten. Um Gottes willen, warum ist man taub gegen mein Jammergeschrei nach dürftiger Freiheit? – Wenn nichts erfolgt, so schreib´ ich nächstens an den Herzog selber und ächz´ ihm meine Klage vor.

Sei deiner Abwesenheit bin ich immer kränklich. Du – meine Kinder –, die ich nach neun Jahren das erste Mal wiedersah, habt mich bis zum Sterben durcheinander gerüttelt. Meine Nerven dröhnen noch vom Fußtritte eurer Liebe. Tränengüsse entstürzen mir noch täglich, ich schäme mich oft, wenn ich ans große Wort Jesu denke:
Wer Weib, Sohn, Tochter –
Mehr liebt denn mich –,
Ist mein nicht wert.
Doch weg von diesem Artikel, in dessen Flammen ich brate. Abgekühlt!! …

Wär´ ich doch frei! – Aber meine Kette scheint mit dem ersten Ringe an Jupiters Thron zu hängen. Guten Morgen, guten Mittag, guten Abend, gute Nacht – und sanften Schlummer, süßes Erwachen, steten Seelenfrieden, Freud´ im Tod, fröhliche Urständ, Belächeln der Liebe Gottes und ewige Zusammenkittung mit dir – wünscht – dir

Dein Schubart, so ganz dein Schubart.

 

Christian Friedrich Daniel Schubart an seine Frau Helene | Hohenasperg, im Juli 1785

 

Ich bin geplagt

8. Januar 1776
Ich bin geplagt und so gute Nacht. Ich habe liebe Briefe gekriegt, die mich aber peinigen weil sie lieb sind. Und alles Liebe peinigt mich auch hier, außer Sie, liebe Frau, so lieb Sie auch sind …

27. Januar 1776
Liebe Frau, ich war heute Nacht von einem Teufelshumor zu Anfang. Es drückte mich und Louisen, das Sie fehlten … Carl gab mir das Zettelchen, das machte die Sache ärger, mich brannte es unter den Sohlen, zu Ihnen zu laufen … wir dachten an dich, liebe liebe Frau. Kommst doch heute Abend.

28. Januar 1776
Lieber Engel, ich komm´ nicht ins Konzert! Denn ich bin so wohl, dass ich nicht sehen kann das Volk! Lieber Engel! Ich ließ meine Briefe holen, und es verdross mich, dass kein Wort darin war von dir, kein Wort mit Bleistift, kein guter Abend. Liebe Freu, leide, dass ich dich so lieb habe. Wenn ich jemanden lieber haben kann, will ich dir´s sagen. Will dich ungeplagt lassen. Adieu, Gold. Du begreifst nicht, wie lieb ich dich hab´.

29. Januar 1776
Mit Ihnen unter dem Dache! Ich fange wieder an zu schreiben, es wird eine Billett-Krankheit unter uns geben, wenn´s so von Morgen zu Nacht fortgeht. Der Herzog lässt mich und Wedel hier oben sitzen und steht hinter Ihrem Stuhle, schwör´ ich – Er kommt – Wir haben heute viel Guts gehandelt über die Vergangenheit und Zukunft: ich sehe viel voraus, das ich nicht ändern kann. Gute Nacht, goldne Frau.

30 Januar 1776
Das schrieb ich gestern Nacht, und jetzt einen guten Morgen und Stella. Ich habe gut geschlafen, und meine Seele ist rein und voll frohen Gefühls der Zukunft. Kommen Sie heut zum Hof? Louise war gestern lieb. Großer Gott, ich begreife nur nicht, was Ihr Herz so zusammenzieht. Ich sah ihr in die Seele, und doch wenn ich nicht so warm für Sie wäre, sie hätte mich erkältet … Nun, liebe Frau bewahr´ dich Gott und hab´ mich lieb. Ist doch nichts anders auf der Welt.

Johan Wolfgang von Goethe an Charlotte von Stein

 

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