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Unschätzbare Freundin

Ihr Brief ist zu schön, als daß ich ihm antworten könte. Mit Küsßen, mit Thränen der Entzückung mit gleich edeln Gesinnungen möchte ich Ihnen lieber antwohrten. Wie zärtlich dankte ich der Vorsehnung für Sie! Was für ein himlisches Herz ist das Ihrige. O glauben Sie, geliebteste Freundin, daß Sie nicht mehr geliebt werden könen, als ich Sie lieben werde. Ich bin fähig, den unendlichen Werth Ihrer Seele zu kennen und zu lieben, und ich bin stolz darauf, Ich freue mich mit einer süßen Ungeduld auf unser Wiedersehn. Wie himlisch sollen die Stunden seyn, die wir da verleben wollen!

Die Ode, die ich Ihnen schicke, drückt etwas von der großen Empfindung aus, die mir Ihr letztes Schreiben erweckte. Warum bin ich doch kein so schöner Geist als Herr Klopstock! Ich würde gleich auf Ihr liebes Schreiben geantwohrtet haben, wenn ich Ihnen nicht zugleich meinen „Frühling“ hätte übersenden wollen. Ich weiß nicht, ob Sie schon eine deutsche Poesie mit lateinischen Buchstaben gelesen haben.

Weil ich in beiden Gedichten mit Ihnen, himlische Freundin, rede und Ihnen das sage, was immer meine Gedanken beschäftigt, so will ich hier schließen. Ich umarme Sie auf das Zärtlichste, meine liebenswürdige Sophie, leben Sie vergnügt, und lieben Sie mich. Ja, göttliche Freundinn, wir wollen uns ewig lieben und gewiß, wir werden noch ein Beispiel von Glückseligkeit werden…

Christoph Martin Wieland an Sophie von Gutermann

Löwe aus Mitternacht

So nennt Euch der Volksmund. Ich bete allabendlich für Euch, ich habe Euch, den blauäugigen König gesehen und geliebt! Und dann sahet Ihr mich, und ich durfte Euch sprechen und Eure blonen Haare liebkosen. Und ihr küßtet mich. Mein König, ich bin nur eine einfache Magd, aber nun reicher als die Herrin auf dem Gutshof und wohl selbst als die Königin. Nie wird mich wieder ein anderer küssen, und sterbt Ihr, sterbe auch ich. Es ist gewiß eine Sünde, einen König zu lieben und mit ihm sterben zu wollen, aber es ist ja Krieg und überall der Tod. Da, so denke ich mir, muß rasch gesagt werden, was mich so glücklich macht, denn vielleicht morgen schon hört Ihr es nicht mehr, und ich kann es nicht mehr sagen, weil der Tod dazwischentrat. Und dann meint auch der Herr Pfarrer: Wenn gekämpft wird, ist manches Krumme gerade. So ist es wohl gar keine Sünde, Euch zu lieben und Euch dies zu sagen in diesem Briefe, bei dem mir die Alte im Dorf, die klug und weise ist wie keine andere, geholfen hat.

Ein Brief an Gustaf Adolf von Schweden, etwa 1631

Mein allerteuerster Freund

Mein allerteuerster Freund! Vergangenen Sonnabend habe ich das wichtigste Schreiben, welches ich noch von Ihren Händen erhalten, mit Vergnügen erbrochen und mit der reinsten Freude, die ein redliches, ein zärtliches Herz empfinden kann, gelesen. Fünf freudenlose Jahre haben mich durch mancherlei Widerwärtigkeiten zu dessen frohem Empfange bereitet. Diese langen Prüfungen haben mich die Beschaffenheit meiner Liebe, und die gerechten Gründe dazu, in ihrem ganzen Lichte sehen lassen. Diesen habe ich nun auch die Freimütigkeit zu danken, womit ich nicht allein Ihre mir ewig teure Zuschrift erhalten, sondern mit welcher ich auch diese Zeilen aufsetze. Ich habe nichts von alledem zu fürchten, was Sie mein einzig Geliebter, zu erwägen mir anraten. Ist es meinem Herzen schon damals unmöglich gewesen, den Eindruck zu vergessen, so Sie bei Ihrem Hiersein auf selbiges gemacht, da ich, ohne eine sträfliche Treulosigkeit zu begehen, meine Neigung noch ändern konnte; wie sollte es sich künftig eines Wankelmuts schuldig machen? Eines Fehlers, der nicht anders als mit der Verknüpfung des schändlichen Lasters begangen werden könnte und der mich selbst in meinen Augen verächtlich machen würde? Das beständige Andenken an meinen einzigen und besten Freund wird mich alle Augenblicke an meine Pflichten erinnern. Ich bin niemals durch Zwang zur Tugend genötigt worden; man hat mir ihre Vortrefflichkeit und ihren Wert sehr lebhaft vorgestellt; ihr zu folgen aber hat man meiner eigenen Wahl überlassen. Indessen ist mir dieselbe immer so unendlich schätzbar vorgekommen, dass ich sie aus eigenem freien Willen erwählet. Ich hatte mir fest vorgesetzt, alles Ungemach, was Ihr und Ihren treuen Nachfolgern oft zu begegnen pfleget, lieber zu ertragen, als dass ich auf eine lasterhafte Art glücklich zu sein hätte erwählen sollen. Die Tugend führet die, so sich ihr überlassen, und ganz zu eigen geben, auf den besten Weg; sie zeiget ihnen Glückseligkeiten, die, wenn sie nicht so sehr in die Augen fallen, dennoch von längerer Dauer sind als alle flüchtige, scheinbare Güter dieser Welt. Ich nehme hierbei unsre Freundschaft zum Zeugen. So herrlich hat zuletzt das Ende derselben werden müssen. Unsere Wünsche sind erfüllt. Jetzt liegt es nur noch an mir, Ihnen, mein auserwählter Freund, ein Herz völlig zu übergeben, das Ihnen die Vorsehung schon zugedacht hat und welches durch mancherlei Proben Ihrer Liebe würdig gemacht worden ist. Ich bin fest überzeugt, dass wir beide von Gott selbst einander bestimmt sind. Ich schließe dieses sowohl aus der wunderbaren Art, die unsere Bekanntschaft veranlsset, als auch aus dem geheimen freudigen Verlangen, damit ich immer gewünschet, Ihnen auf ewig anzugehören. Nun, im Namen Gottes, verspreche ich mich Ihnen, mein teuerster und bester Freund, auf mein ganzes Leben mit dem festen Vorsatz, Sie über alles in der Welt zu lieben und Ihnen treu zu sein bis in den Tod. Bei der Fortsetzung Ihrer Liebe wird mir alles Leiden erträglich sein und in meinem Gemüte keine Veränderung verursachen können. Nächsten Posttag sollen Sie ebenfalls ein sichtbares Zeichen zur Bestätigung dieser unserer Verlobung erhalten, weil ich heute nicht damit habe fertig werden können. Ich habe Sie nicht einen Posttag über die Gewissheit meiner Gesinnungen unruhig lassen wollen. Gott lasse den Segen meiner und auch Ihrer teuersten Eltern auf uns ruhen, so werden auch unsere äußerlichen Glücksumstände der inneren Zufriedenheit unserer Gemüter gemäß sein. Ich bitte mir die beständige Fortsetzung Ihrer Liebe aus die meinige verspreche ich Ihnen nochmals bis in mein Grab, und mit welchem Vergnügen unterschreibe ich mich heute zum erstenmal meines innigst geliebten Freundes verlobte Braut und ewig treue Freundin

Louise Adelgunde Kulmus an Johann Christoph Gottsched

Gute Nacht, du lieber Engel

Gute Nacht, du lieber Engel! Ach, bist du es, bist du es nicht, so öffne alle Adern deines weißen Leibes, dass das heiße schäumende Blut aus tausend wonnigen Springbrunnen spritze, so will ich dich sehen und aus den tausend Quellen trinken, bis ich berauscht bin und deinen Tod mit jauchzender Raserei beweinen kann, weinen wieder in dich all dein Blut und das meine in Tränen, bis sich dein Herz wieder hebt und du mir vertraust, weil das meinige in deinem Puls lebt. Oh, wenn du mich kenntest, du würdest den Mut verlieren, mich zu lieben, den du nicht fassen kannst, da du mich nicht kennst. – Ich weiß so unendlich viel, dass es mir das Herz zersprengt, es zu sagen, aber sprechen ist ein langsames Totmartern, und lägst du nur eine Nacht in meinen Armen, so solltest du dir meine Liebe an deinen warmen Brüsten ausbrüten und du wüsstest alles, was ich weiß, und brauchtest nicht mehr zu erschrecken über alles, was ich sagen darf, weil ich will. Wahrhaftig, liebes Kind, die Tugend ist zart und man kann nicht mit ihr sprechen, die Jugend soll vom Leben lernen, o du liebe Jugend, warum darf ich dich nicht lehren, nicht wahr, du liebst mich nicht? Ja, das tun die Leute, tue du es auch, denn du glaubst wohl auch, was die Leute wissen ist bös und das Geheime gut. Es mag dir wohl wunderlich werden bei diesen Worten, denn du magst allerhand, was man nicht soll, o ihr armen lieben zweibeinigen Engel in der Hölle und du, Gunderödchen, im Fräuleinstift, was habe ich euch so lieb ihr Teufel und ihr Engel; mein Herz ist keine arme Seele: Alles das schreibe ich in einem süßen drehenden Rausch, die Mondnacht und der Frühling haben sich nicht gescheut, vor meinen Augen das süße heilige Lebenswerk zu vollbringen, und damit das Bewusstsein solcher Wollust nicht verloren gehe, haben sie das Seufzen ihrer Liebe an dem Echo meines Busens gebrochen, und wie sie sich umarmten, verwandelten sie sich in eine goldne, süße, bittre, wollüstige Schlange, die mich mit den lebendigen, drückenden, zuckenden Fesseln ihres Leibes umwand. So saß ich am Berge und sah ins weite Tal, das sich wie ein leichter Berg auf mein Herz warf, und da riss ich die Kleider von mir, dass die Umarmung keuscher sei, wie der Blitz schnell und elektrisch, biss mir die goldne Schlange ins Herz und ringelte wie in gewundener Lust an mir herauf, sie vergiftete mich mit göttlichem Leben und in mir war ein anderes Leben, es zieht mir mit ergebendem Widerstand durch Adern und Mark, und die Schlange zog durch die Wunde nach und ringelt sich jetzt freudig und liebend um mein Herz, es ist zu viel, was ich habe. Drum beiße ich mir die Adern auf und will dir es geben, aber du hättest es tun sollen und saugen müssen. Öffne deine Adern nicht Gunderödchen, ich will dir sie aufbeißen. Oh, ich bin ein arabisches Ross, warum nicht, wenn ich dich hier hätte und du solche Hochzeiten feiern sähest neben mir, so sollte Mondnacht und Frühling uns das Echo sein, das ich ihnen war. (Wenn du mich nicht verstehst, so schreibe mir es, damit ich nicht mehr schreibe.)

Schreibe mir recht vernünftige Briefe, lieber Engel, und wenn du mich lieben kannst, so tue es, kein Tropfen solchen süßen Weins soll verloren gehen. Ich trinke deine Gesundheit mit jedem Blick, den ich in den Frühling tue, und jeder meiner Gedanken an dich ist eine Gesundheit, die ich dem Frühling zutrinke. Wenn du lieb bist, muss ich dich ja lieben, das ist der Liebe Wesen, mein Wesen und dein Wesen. Lebe wohl und habe den Mut, nur darum zu weinen, dass du nicht bei mir bist im Fleische sondern nur in Gedanken, denn beide sind eins, und nur im Abendmahl genießen wir den Gott, denn alles Wort muss Fleisch werden, auch dies Wort der Liebe.

Clemens Brentano an Karoline von Günderode

Sehnen und Verlangen

Die Kurfürstin an Albrecht Achilles
Ich laß’ Euer Lieb wissen mein groß Sehnen und Verlangen, daß ich nach Euer Lieb hab und wolt gern wissen, wie es ist mit Euer Lieb hab und wolt gern wissen, wie es ist mit Eurer Lieb zur Stund, ich kann kaum erharren, daß der Künzlin-Bot wieder einreit.

Albrecht Achilles an die Kurfürstin
Alle Vogel, die Du uns geschickt, haben uns geschmeckt! Wir wöllen Di den Pfeffer sparen bis heim auf neu Jahr! Wir wöllen bald heimkommen – Gott geb mit Freuden! Und pflicht Narrenteidinge drein Dein und der Jungfräulein halben und tu sonst recht in allen Sachen! Und wenn Du schreibst, Ihr wärt gern hier mit im burgundischen Feld, so möchte ich gern ein Zauberkäpplein haben und Euch darunterstecken.

Kurfürstin Anna und Albrecht Achilles (1475)

Dem züchtigen

Dem züchtigen und gelehrten Gesellen Philippo Melanchton dem Jüngern meinem guten Gönner zu Handen

Gottes Gnade und Friede durch Christum wünsche ich euch und ein glückseliges neues Jahr, herzallerliebster Philipp, Ihr traget noch in frischem Gedächtnisse, was ihr mit mir geredt habt zu Wittenberg, nämlich daß ihr mir angelobt, mich zu einem ehelichen Gemahl zu nehmen, und auf daß ich nicht möchte an euer Zusag zweifeln oder gedenken, es wäre euer Ernst nicht, habt ihr mir dieselbige Zusage, wie ihr wohl wisset, des Morgens erneuert, und endlich die Hand darauf gegeben, auch nachfolgends etliche Geschenk darauf überantwortet, und noch in meinem Abschied dieselbige Ehe in die Faust zugesagt, und mit ganz großem ernstem Schwure bestätigt, nämlich daß ihr immer und in Ewigkeit keine andere zu nehmen willens seid, und ich euer sei auch nicht von euch mag geschieden werden, denn durch den Tod. Die ihr solches alles wisst, und dieweil ich von euch gezogen und mich auf solche ofte Zusagung verlassen, wird ich armes Mägdlein nu nicht allein hie unbillig austragen, als solt ich mich heimlich hinter meiner Eltern Wissen mit euch verlobt, auch nachgegangen und keine Ruhe gehabt bis ihr mir die Ehe zugesagt. Welches alles denn so wahr Gott im Himmel ist, nicht also ist, sondern was ich getan habe, das habe ich mit Vorgedenken meiner Eltern und wohlbedacht aus reinem, fleißigen und steten Anliegen gethan, da selbst ihr mir denn, wie oben gesagt, so mit ernstem trefflichen Schwur die Ehe zugesagt. Aber itzund erfahre ich wie euer Vater mit dem meinen umgehen will, und gar ein nicht daraus machen, welches ich denn nicht recht verstehen noch ermessen kann, viel weniger mit unser beider gutem Gewissen gehen mag, und dieweil solche Zusagung zwischen uns beiden geschehen, auch anlangen thut unser eigen Gewissen, daß wir es vor Gott am jüngsten Tag verantworten müssen, acht ich kann und mag sie ohne unser beiden Verwilligung nicht zertrennt noch verhindert werden, wie denn euer Herr Vater wohl zu thun vermeinet. Und machet mich armes Mägdelein diese neue Mähr zu diesem neuen Jahr ganz betrübt und verrenkt, daß ich nicht weiß, was ich vorhaben soll, kann und mag weder essen noch trinken, weder schlafen noch wachen, also gar bin ich in meinem Gemüt zerrückt, zu welchem allen ihr eine einige Ursache seid, und ich besteh, so dieser Sach nicht recht geholfen werde, werde es mir großen Schaden tun. Deshalb bitt ich euch um Gotteswillen, wollet mich verständigen, was Euer Sinn sei, und worauf ihr bestehen wollt, und hierin ansehen die große wichtige Sache, die mich und euch nicht Leib und Leben, sondern den ewigen Zorn Gottes und seiner Strafe, und das ewige Nagen des Gewissens betreffen, und wiewohl ich mich mit meinem Gewissen so hoch, das Gott gedankt sei, nicht versündigt hab, auch nicht Gottes ewige Vermaledeiung und Zorn auf mich geladen hab, als ihr denn gethan, und nicht einmal sondern oft euch verflucht, wo solche Zusage von euch nicht gehalten werde, daß ihr Gottes Anlitz nimmermehr bestehen wollt, auch ewig des Teufels sein. Doch bin ich vor Gott neben euch und in meinem Gewissen also erhofft, daß ich fürcht, es würde mir armen Wesen nimmermehr wohlgehen, vielmehr aber euch. Derhalben damit euer und mein Gewissen rein bleibe vor Gott, und ich nicht teilhaftig werden möchte eurer Vermaledeiung und ergeben des Teufels, bitt ich euch nach und jetzt wie vor um Gottes willen, wollet in solchen wichtigen trefflichen Sachen die unser beider Seelen Seeligkeit anlangt, nicht unachtsam sein, oder darin zu Gefallen eurer Freundschaft und etlicher Menschen, Gottes ewigen Zorn, eure Vermaledeiung und ewiges Nagen des Gewissens auf euch laden, welches euch ach Gott im Himmel viel zu schwer würde sein, sondern allhie bedenken eurer Seele Seeligkeit und reines Gewissens vor Gott, mit welchem ihr sicherlich am jüngsten Tag vor Gott treten möget. Und zwar als ich aus der Rede eures Herrn Vaters vernommen, gedenkt mich hierin los zu zählen frei und ledig, als möchte ich wohl mich anderswo umsehen, welches einstweilen mir unmöglich ist, und euch viel mehr.

Werde auch mich damit, darzu mir Gott helfe, so bald nicht abweisen lassen. Dernach ihr euch wißt zu richten. Nachdem bitt ich noch und zum letzten wollet euer Gewissen in dieser Sachen fleißig und acht geben, daß ihr euch selbst nicht ein ewiges Verdamniß, dafür euch Gott behüte, aufladen möchtet. So denn also wollt ich lieber, daß ich euch nimmermehr gesehen hätt, denn eine einzige Ursach dazu gewest sein. Solches bitt ich, berherzigt bei euch, und schreibet mir eilends wieder, damit ich nicht also bekümmert, und da Gott vor sei, in ein Unglück fallen möchte, welches mir denn zu schwer wäre, und ihr eine einige Ursach. Damit Gott befohlen. Geben Leipzig Dienstag nach der der heiligen drei Könige Tag. Im Jahr 1544

Margareth Kuffners

 

Margarethe Kuffner an Philipp Melanchthon | ca. 1544

Du berichtest mir

Du berichtest mir, dass Du mich wegen einer vornehmen Person, einer großen Dame, mit der Du leben willst, verlassen wirst. Es dünkt mich, deine Eitelkeit tue sich was zugute, mich diese Neuigkeit wissen zu lassen. Ich weiß nicht, ob es der Hang Deines Herzens ist, aber ich zweifle daran, ich weiß, dass die Liebe keinen solchen Unterschied kennt, dass sie alle Frauen in zwei Klassen einteilt, die schönen und die hässlichen. Ich weiß auch, dass ein junges Mädchen von sechzehn Jahren immer mehr wert war und immer mehr wert sein wird als eine dicke Vettel von vierzig Jahren, wenn sie auch aus bourbonischem Geblüt abstammte. Überlege es, ich gebe Dir vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit, und sei versichert, dass Du nicht zweimal das gleiche Ding finden wirst. Glaube ja nicht dass ich etwa verlegen sei. Ich habe einen anderen Liebhaber, der Dich an Ansehen übertrifft und jünger und frischer ist als Du; er ist so schön wie Adonis. Pfui! Wirst Du sagen, wenn ich Dir anzeige, dass es mein Perückenmacher ist. Aber große Seelen, die sich rühmen, dass sie zu leben wissen, geben öfters ihren Lakaien vor ihren Ehegatten den Vorzug. Frage Deine Geliebte; würdest Du wohl, hätte sie auf den Rang gesehen, in Ihrem Bett sein? Dieser will mich heiraten, allein ich mag nicht, denn ich könnte in Versuchung geraten, ihn am nächsten Morgen zum Hahnrei zu machen. Nun ist er´s auch zufrieden, mir alles anzuschaffen, alles, was er aufbringt, mit mir durchzubringen und wir werden noch etwas weiter hinaus sehen. Solange wir uns lieben, wird die Sache gut gehen. Leb wohl. Und überlege es Dir; ich habe jetzt eine Schwäche für Dich, sie dürfte bald vorüber sein und vergebens würdest Du sie dann wieder haben wollen, wenn Du deines vornehmen Frauenzimmers müde sein wirst. Der Perückenmacher wird Dich ausgestochen haben, Du wirst rasen, und ich werde Dich auslachen. Ich bin Deine Dienerin

Marie Jeanne Vaubernier an Duval | 1761

Mein Jettchen

Mein Jettchen, mein Herzchen, mein Liebes, mein Täubchen, mein Leben, mein liebes, süßes Leben, mein Lebenslicht, mein Alles, mein Hab und Gut, meine Schlösser, Äcker, Wiesen und Weinberge, o Sonne meines Lebens, Sonne, Mond und Sterne, Himmel und Erde, meine Vergangenheit und Zukunft, meine Braut, mein Mädchen, meine liebe Freundin, mein Innerstes, mein Herzblut, meine Eingeweide, mein Augenstern, o Liebste, wie nenne ich dich? Mein Goldkind, meine Perle, mein Edelstein, meine Krone, meine Königin und Kaiserin. Du Liebling meines Herzens, mein Höchstes und Teuerstes, mein Alles und Jedes, mein Weib, meine Hochzeit, die Taufe meiner Kinder, mein Trauerspiel, mein Nachruhm. Ach, du bist mein zweites besseres Ich, meine Tugenden, meine Verdienste, meine Hoffnung, die Vergebung meiner Sünden, meine Zukunft und Seligkeit, oh, Himmelstöchterchen, mein Gotteskind, meine Fürsprecherin und Fürbitterin, mein Schutzengel, mein Cherubim und Seraph, wie lieb´ ich dich!

Heinrich von Kleist an Adolfine Henriette Vogel | 1810

Du Lieber

Du Lieber, teile mir alles mit; du kannst mir alles sagen, und wie stolz, wie zufrieden macht es mich! Du gabst mir Festigkeit! Kurz, wir tun uns gut. (Wie sonderbar, wie schneidend und schmerzend war unser Umgang am Anfang!) Wie verlassen, ja wie ausgelacht komme ich mir ohne dich vor. Mit dir, neben dir, hatte ich zu allem Mut; du lehrtest mich ausführen, was ich für gut halte; du lehrtest mich, was ich wohl in der Welt hätte haben können: du bist der Einzige in der Welt, der mich je lieb hatte, der mich behandelt wie ich andere. Ja, ich bekenne es dir gerne mit dem ganzen Drang der Erkenntlichkeit; von dir lernte ich geliebt sein, und du hast Neues in mir geschaffen…

Ich liebe dich überaus zärtlich wieder, du hast es hundert Mal gesehen; ich könnte mein Leben mit dir zubringen; es ist mein sehnlicher, ernster, jetzt einziger Wunsch; ich weihte es dir in Freude und der größten Befriedigung, ich erkenne deinen ganzen Wert, und nicht ein Pünktchen deines Seins und deiner Liebenswürdigkeit entgeht mir. Ich bin dir treu aus Lust, Liebe und der gelassensten Wahl. Ich habe keine Forderung über dich. Ich bin dein Freund, wie es ein Mann sein könnte. Du bist durch mich in nichts gebunden, ich möchte dir mit meinem Blute dienen. Und ist es nicht natürlich, dass ich endlich – und es geschieht deutlich nur durch dich – erkannt sein will: ich würde ja in dir lieben, jedes Erkennen, und tue es auch. Ich habe genug allein, und Schatten von meinem Feuer koloriert, geliebt; endlich umfang´ ich dich, du lebst und bist du! Denke aber nicht, dass ich dich ganz ohne Unruhe liebe. Dein Besitz ist mir nötig in jedem Sinne. Aber wo Befriedigung war, da würde sie mir ewig Nahrung bleiben. „Ich habe es besessen, das Lebensglück.“ Kindische Menschen chauffieren sich noch nach diesem Besitze. Hat der Himmel eine Zeit ausgesetzt? Ein Schmachten nach diesem Glück trage ich im Herzen; aber so lang ich lebe, bleiben Pfeile, Leiden und Schmerzen nur die Antwort, die Nahrung, und soll ich nie mehr etwas haben, so denk` ich an unseren Sommer und dich!

Rahel Levin an Karl August Varnhagen von Ense | 1808

Mein geliebter Mensch

Mein geliebter Mensch!

Du wirst dir die Freude vorstellen können, die ich bei dem Durchlesen deines Briefes empfand – die Wehmut, in die ich zerschmolz, als du mich so freundlich, so süß, zu liebend anredest – nie habe ich mich mehr gesehnt, an deiner gesegneten Brust zu ruhen, als in dem Augenblick – wie ist es doch möglich, dass wir jemals harte Worte miteinander wechseln konnten, bei so viel Liebe! Guter himmlischer Mensch, ich fühle, dass ich nur mit dir ein Ganzes ausmache und dass deine Stärke dazugehört, um mich im Gewirr des Lebens aufrecht zu halten, von dem ich seit deiner Abwesenheit so viel empfunden habe, dass ich jeden Augenblick segne, wo ich ein wenig ruhen und mich einsam niedersetzen kann.

Lange habe ich auf deinen Brief gewartet, zuletzt täglich auf die Post geschickt – er ist vom Donnerstag und ich erhielt ihn erst am Sonntag – ich geriet in Angst, endlich glaubte ich am Sonnabend bestimmt, du würdest zurückkehren, und die Ordnung in deiner Stube wurde im Ganzen eiligst hergestellt, so dass du um 7 Uhr durch weniges gestört worden wärest. Nun wusste ich nicht, was ich denken sollte. Gott sei gelobt, dass ich den Tag darauf erlöst wurde. Dass du nicht ein Wort vom Tage deiner Wiederkunft sagst, ist mir unbegreiflich. Ich bitte dich bei der Güte deines Herzens, dass du mir es ankündigst, damit ich meinem süßen Menschen gleich mit allen Bequemlichkeiten entgegenkommen kann, die ihm sein Haus wieder zum Liebsten machen können. Die 14 Tage werden bald abgelaufen sein, und du wirst doch nicht länger ausbleiben? …

Emanuel sah ich oft, Otto einige Male. Der gute Otto schickte mir am 1. Juni eine Torte, Emanuel Blumen, und Amöne gab mir ein kleines Fest im Donopschen Garten. Am Morgen kamen alle Bekannten zu mir – aber ich nahm wegen des Rumors im Hause niemand an. Gestern am Sonntag bat ich die Bobeneck, Seebeck, Amöne im Spaziergang, die ich mir seit deiner Abreise erlaubt habe.
Briefe kommen weniger als jeh, ich erhielt einen aus Berlin und einen aus Altenburg. Du hast bloß ein Buch geschickt bekommen aus Jena von einem gewissen Luden über Staatswirtschaft und Politik, das du rezensieren sollst. Den Brief halte ich nicht des Schickens wert.

Deine Befehle des nicht Antastens deiner Sachen befolge ich pünktlich, und ich glaube, du wirst nichts vermissen, denn ich selbst habe alle Papiere abgestaubt und geordnet.
Mittwochs

…Komme bald, mein bester guter Mann, meine Puppe, mein Leben – mein treustes gutes Herz in die Arme deiner Caroline

Caroline von Feuchtersleben an Jean Paul | 1811

Liebesbotschaften