Ode D’amour
Umarme dein verletzliches, feingliedriges Wesen, erkunde dein zartbesaitetes Sein, schenke dir meine Stärken und atme deine Schwächen in mich ein. Öffne mich deiner Verschlossenheit, opfere dir mein Wollen, ohne willenlos zu sein, erhelle meine dunklen Räume und bitte ich schaue auch bei deinen rein.
Seelentanz
Tauche ein in deines Blickes Tiefe, absteigend erforsche ich deine Seele, öffne mich deinem gewahr werdenden Blick ganz und gar, meine Schwächen und Stärken werden dir offenbar. Schenke dir mein Wollen und Streben, halte mit dir in uns mit unergründlich fester Leichtigkeit inne….
Innere Bewegtheit
Dein lockender, umgarnender Blick, drängt mich sanft, dich zu entdecken. Tauche neugierig in deines Blickes schwere Leichtigkeit. Sinke mit dir innerlich umarmend ab, begleitet, bewegt und tief berührt. Dein sanftes Drängen trifft mein sehnendes Suchen, antwortet fest und zart, erhellt mein Unbewusstes, stösst meine innere Bewegtheit Klang gebunden an.
Meine Geliebte
Liebe …
Das ist jetzt aktuell dein zweiter Brief von mir. Und immer wieder finde ich etwas zum erzählen, sagen oder loszuwerden.
Heute will ich dir etwas erzählen. Mir ist heute etwas komisches, aber schönes widerfahren. Du weisst doch, dass ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, all dies wäre ein Traum. Doch vorhin ist es mir so klar geworden. Das alles ist echt, wir schreiben, ich gehör dir und du gehörst mir. Dieses Gefühl wieder erleben zu dürfen ist einfach wunderschön, unbeschreiblich. Ich denke du weisst wie sich das anfühlt, jemanden zu haben bei dem du dir sicher sein kannst das er immer an deiner Seite steht.
Und egal was passiert, man hält zusammen. Früher oder Später. Du kannst dir sicher sein, bei dieser Person ist alles sicher und in guten Händen. Diese Person würde dir niemals schlechtes wünschen, weder in guten noch in schlechten Zeiten. Genau so fühl ich mich bei dir, sicher, geborgen und geliebt. Ich liebe dich so so sehr und ich muss zugeben, ich verliebe mich immer mehr in dich. Du bist einfach eine wundervolle Person für mich. Etwas, was ich bisher noch nie hatte. Etwas was unersetzbar ist. Jemand für den ich keinen Ersatz brauche weil er immer für mich da ist.
Für dich, meine Geliebte 🌹🌹
Erlaubnis
Ich benutze so bald wie möglich die mir von Ihnen gegebene Erlaubnis, Ihnen zu schreiben, ohne Umstände, wie Sie es gewünscht haben, meine reizende Freundin. Verzeihen Sie mir den letzten Ausdruck, aber er kommt von Herzen, denn nichts ist wahrer. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen alles wiederholen soll, was ich Ihnen mündlich in der kurzen Zeit sagte, als ich wagte, mit Ihnen über das zu sprechen, was mir augenblicklich das Liebste auf der Welt ist. Ich fühle mich als der glücklichste Sterbliche auf der Erde, da ich Ihre Gefühle mir gegenüber kenne, und mir einzureden wage, daß ich Ihnen nicht gleichgültig bin! Ihre Abwesenheit erscheint mir unerträglich, ich langweile mich überall, und wie ich es Ihnen vorgestern sagte, wird die Devise auf Ihrem Fächer von Tag zu Tag bedeutungsvoller. Ach, ich glaube, dieser so erwünschte Augenblick ist noch recht fern und ich werde noch viele Tage und Monate hinbringen, ohne meine geliebteste Freundin zu sehen und zu haben. Ich glaube Sie versichern zu können, daß durch unsere Trennung meine Liebe zu Ihnen, weit entfernt sich zu verringern, nur noch stärker wird, und daß der Augenblick, wo Sie meine Gattin sind, der glücklichste meines Lebens sein wird. Wenn dieser Zeitpunkt nur nicht über den nächsten Winter hinausgeschoben wird, denn es würde mir völlig unmöglich sein, länger zu warten…
Wenn ich allein bin, beschäftige ich mich mit den vergangenen Tagen, unserer ersten Begegnung in Frankfurt, unsern Bällen, dem Weißen Schwan, den glücklichen und zufriedenen Augenblicken, die ich dort verbrachte und mit allem, was Sie betrifft, meine liebe Prinzessin – es wäre zu vertraulich gewesen, Sie so zu nennen, nicht wahr? Wie man zugeben muß, bin ich ein Mann von Welt, der seine Fehler ausgezeichnet wieder gut zu machen weiß. Haben Sie schon jetzt an Ihr Portrait gedacht? Wenn es nur ähnlich wird und keine Karikatur Ihres reizenden kleinen Gesichtes. Richten Sie es so ein, daß ich nicht zu lange darauf warten muß. – Ist Ihr Vater noch nicht angekommen und hat er noch gar keine Mitteilung geschickt? Ich erwarte Sie mit größter Ungeduld, weil ich hoffe, daß die Verlobung dann bald stattfinden kann; es wäre immerhin ein weiterer Abschluß und eine neue Gelegenheit, Sie zu sehen und Ihnen mündlich zu wiederholen, daß nichts mich tröstet als Sie und daß ich bis zum letzten Augenblick meines Lebens mit den Gefühlen vollkommener Liebe und Zärtlichkeit –
Ihr ganz ergebener Diener und Freund bleiben werde.
Friedrich Wilhelm
Ein Wort der Erwiderung würde mich für einige Augenblicke über den Schmerz trösten, von Ihnen vielleicht lange getrennt zu sein.
Friedrich Wilhelm III. von Preußen an Luise | Wiesbaden, den 26. März 1793
An den Gatten
Ihre stets ergebene und gehorsame Dienerin!
Vergebens habe ich den ganzen Tag gewartet. Keine Nachricht, kein Brief, keine Antwort von Seiner Königlichen Hoheit, und ich bin so weit und so klug wie gestern, ehe ich Ihnen schrieb. Das Gallenfieber ärgere ich mich an den Hals, dich das will ich so bleiben lassen und Dir sagen, daß ich mich recht sehr wohl befinde, heute etwas eingenommen habe, worauf ich mich gestärkt und erleichtert fühle…
A propos, ich habe mir was ausgedacht. Um Dich dafür zu bestrafen, daß Du Sonnabend soviel Champagnerwein trinkst, teile ich Dir mit, daß ich mich für die ganze Zeit meines Aufenthalts in Potsdam schminken lassen werde, und wenn ich erfahre, daß Du kommenden Sonntag auch noch soviel trinkst, werde ich’s auch in Paretz ebenso machen…
Leb wohl, ich will meine Anmut ausruhen, um für den anbrechenden Morgen frischer zu sein. Ich fühle es, morgen werde ich selbst Venus eifersüchtig machen. Wenn aber der eifrige Jünger des Mars mich immer lieb hat, überlasse ich Venus gern ihre Schönheit und Anmut, das Glück ist mir. Du lieber Kriegsknecht, bleibe mir treu und gut und mache mich stets so glücklich, wie ich’s nun drei Jahre durch Dich bin.
Deine Louise
Luise an Friedrich Wilhelm | Berlin, den 25. April 1797
Bester Freund
Bester Freund! es wäre vergeblich, die Empfindungen schildern zu wollen, die ich empfand, als ich Potsdam und Berlin wiedersah. Das Volk in Berlin, welches glaube, ich sei gefangen, begleitete meinen Wagen, und sammelte sich zu Tausenden am Palais unter meinen Fenstern, und schrieen nach mir. Nein, solch ein Volk gibt es nicht mehr, 12000 Bürger wollen sich bewaffnen und 1500 von den Vornehmsten außer den 12000 sind ebenfalls bereit, Dir zu folgen und für Dich zu fechten, wo Du willst. Die Nachricht der unglücklichen Bataille, statt sie niederzuschlagen, hat sie nur noch mehr erbittert gegen den Feind und ihre Anhänglichkeit, Ergebenheit für Dich, für ihren König und Vaterland noch vermehrt. Es ist unbeschreiblich, wie sie Dich lieben, alle Aufopferung bereit zu bringen, ihr Blut und Gut; Kinder und Väter, alles steht auf, Dich zu schützen! Benutze die Gelegenheit ja, es kann was Großes herauskommen. Nur um Gotteswillen keinen schändlichen Frieden! Der Augenblick ist kostbar, handle, wirke, schaffe, überall wirst Du im Lande guten Willen und Unterstützung finden. Ebenso ist die Stimmung hier in Stettin. Willst Du mich haben, sprich, ich fliege zu Dir! Gott, Du allein, das ist ein schrecklicher Gedanke… Die Kinder sind alle wohl, sie fragen alle nach Dir. Ich küsse Dich tausendmal in Gedanken und bin ewig
Deine treue Luise
Königin Luise an Friedrich Wilhelm III. | Stettin, 20. Oktober 1806
Sie, o zärtlich geliebter Freund
…Sie, o zärtlich geliebter Freund, sind die Quelle meines Glücks, mein Herz segnet Sie, meine Seele liebt Sie, Gott wird uns beide segnen, und wir werden glücklich und zufrieden sein. Bestimmt werden auch Dornen auf unserem Wege sprießen; vergessen Sie nicht, wie jung ich bin, wie wenig Erfahrung ich habe, ich besitze keine Freundin und fürchte, ich werde auch keine gewinnen, denn, das unter uns, was man mir von Berliner Frauen gesagt hat, so verdienen sie meine Freundschaft nicht, die meisten sind kokett, und Sie wissen, lieber Prinz, wie sehr ich Koketterie verabscheue… Adeieu, mein Engel, behalten Sie mich immer lieb, haben Sie mich wirklich lieb und glauben Sie mir, ich bin Ihre treue Freundin
Luise an Friedrich Wilhelm | Darmstadt, den 9. Dezember 1793
Morgen abend, morgen abend
Morgen abend, morgen abend? Was ist denn dieser Abend? Er wird für mich um fünf Uhr früh angangen. Morgen, das ist heute, Gott sei Dank, gestern ist vergangen. Ich werde also um neun Uhr an Ihrer Tür sein; man wird mir sagen, daß Sie nicht zu Hause sind. Ich werde um 10 rund um 11 da sein; wird man mir noch immer sagen, Sie seien nicht zu Hause?
Ich leide im vorhinein unter allem, was ich noch leiden werde. Ich wette, daß Sie mir nicht glauben, denn Sie kennen mich ja gar nicht. In mir ist ein geheimnisvoller Punkt. Solange man ihn nicht erreicht, bleibt meine Seele unbewegt. Sobald man ihn nicht berührt, ist alles entschieden. Es ist vielleicht noch Zeit. Ich denke an nichts als an Sie, aber ich kann mich vielleicht noch bekämpfen. Seit den letzten zwei Tagen sehe ich nichts anderes als Sie. All Ihr Reiz, den ich immer gefürchtet habe, ist in mein Herz eingefallen. So sehr, daß ich kaum zu atmen vermag, während ich Ihnen schreibe. Hüten Sie sich, Sie können zu unglücklich machen, als daß Sie nicht selbst darüber unglücklich würden: ich habe nur immer einen Gedanken. Sie haben es gewollt. Dieser Gedanke sind Sie. Politik, Gesellschaft, alles ist verschwunden. Ich komme Ihnen vielleicht verrückt vor; aber ich sehe Ihren Blick, ich wiederhole mir Ihre Worte, ich sehe diese Züge eines Mädchens, die so viel Anmut mit so viel Feinheit verbinden.
Benjamin Constant an Mme. Récamier | 3. September 1814
Donnerstag abend
Donnerstag abend, 8 Uhr. – ich mache diesen Gedankenstrich und sehe aus dem Fenster. Über dem Deister ist es rot und so wölkigt helle, als wollte es eine beständige gute Witterung werden – und so ungefähr ist mir diesen Ab end meine Gesundheit, von der ich jetzt überhaupt sehr zufrieden bin. – Mein Leben ist jetzt ein ruhiger Traum eines schwachen, aber ruhigen und zufriedenen Genesenden, den seine Phantasie zwar nicht in muntere, frohe Örter bringt, den sie aber in dunklen Gegenden weidet und erquickt, dem sie bisweilen einen Wunsch versagt, den sie von der anderen Seite dann aber wieder mit Anmut und Wärme belebt.
Man vergleicht oft das menschliche Leben mit einer Pflanze – und der Mensch hat auch in der Tat vieles mit der Pflanze ähnlich. So lange er wächst, ist er weich und biegsam, man kann ihm jede Lage, jede Gestalt willkürlich machen, zu allem lenken, wenn es nur nach und nach geschieht. –
Er ist Trieb – weit um sich scheint seine Grenze ihm noch zu eng. Nun aber hat er sein Wachstum vollendet, nun wird er stärker – er stehet ruhiger, er findet schon seine Beschränkung. – So stehet die Pflanze vor der Blüte – erholt sich – und dann bricht sie aus ihrem größten Glanze – da stehet sie in ihrer Vollkommenheit zum Wohlgefallen des Schöpfers, zur Freude und Wonne der ganzen Natur. – Und dies, liebes Klärchen, ist die Liebe, ist die Reife, die Vollkommenheit unseres irdischen Daseins; und so wie die Blüte die Vollkommenheit der Frucht entwickelt, so —. So wohltätig ist die Natur. Ihre innere Wärme, ihre wirkende Kraft ist Wonne und Bereitung zu höheren Vollkommenheiten.
Wie die Menschen noch so bang vor der Zukunft sein können, wie sie sich quälen können,m da doch die Natur so allgütig in uns wirkt, Freude und Wonne in uns entzündet, wenn wir uns ihr nur in die Arme werfen, wenn wir uns nur der wohltätigen Belebung des Schöpfers überlassen!…
Gerhard von Scharnhorst an Klara Schmalz