Gnade und Friede

2012 | Liebesbrief für zwischendurch

Gnade und Friede in Christo. Du magst dieweile sondere Pferde miethen zu Deiner Nothdurft, liebe Käthe, denn mein gnädiger Herr wird Deine Pferde behalten und mit dem M. Philipp heimschicken. Denn ich selber gestern von Schmalkalden aufgebrochen auf meines gnädigen Herrn eigenen Wagen daher fuhr. Ist die Ursache, ich bin nicht über drei Tage allhie gesund gewest, und ist bis auf diese Nacht vom ersten Sonntag an kein Tröpflin Wasser von mir kommen, habe nie geruget noch geschlafen, kein Trinken und Essen behalten mögen. Summa, ich bin todt gewest, und hab Dich mit dem Kindlein Gott befohlen und meinem gnädigen Herrn, als würde ich Euch in dieser Sterblichkeit nicht mehr sehen; hat mich Euer sehr erbarmet, aber ich hatte mich dem Grabe beschieden. Nu hat man so hart gebetet für mich zu Gott, daß vieler Leute Thränen vermöcht haben, daß mir Gott diese Nacht den Blasengang hat geöffnet, und in zwo Stunden wohl ein Stübigen von mir gegangen ist, und mich dünket, ich sei wieder von Neuen geboren.

Darumb danke Gott, und laß die lieben Kindlin mit Muhmen Lernen dem rechten Vater danken; denn ihr hättet diesen Vater gewißlich verloren. Der fromme Fürst hat lassen laufen, reiten, holen und mit allem Vermögen sein Höhestes versucht, ob mir möchte geholfen werden; aber es hat nicht sollt sein. Deine Kunst hilft mich auch nicht mit dem Mist. Gott hat Wunder an mir gethan diese Nacht und thut’s noch durch fromme Leute Furbitt. Solches schreib ich Dir darumb, denn ich halte, daß mein gnädigster Herr habe dem Landvogt befohlen, Dich mir entgegen zu schicken, da ich ja unterwegs stürbe, daß Du zuvor mit mir reden oder sehen möchtest; welchs nu nicht noth ist, und magst wohl daheim bleiben, weil mir Gott so reichlich geholfen hat, daß ich mich versehe fröhlich zu Dir zu kommen. Heut liegen wir zu Gotha. Ich habe sonst viermal geschrieben, wundert mich, daß nichts zu Euch kommen ist.

Dienstag nach Reminiscere, 1537, Martinus Luther

 

Martin Luther an seine Frau Katharina Bora, 1537

 

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